Gerade jetzt im Herbst sieht man sie häufiger: Menschen, die ihre Beete von verblühten oder abgestorbenen Pflanzen beräumen. Als wenn sie alles Sterbende oder bereits Gestorbene aus ihrem Sichtfeld verbannen möchten. Gärten wirken „aufgeräumt“, sauber. So als wenn es den Tod in der Natur nicht gäbe.
Dabei kennt die Natur kein „Aufräumen“. Pflanzen wachsen, blühen, werden welk, sterben ab. Und bleiben stehen. Als Überwinterungsmöglichkeit für Insekten. Oder als Schutz der unterirdisch ruhenden Wurzeln vor der Kälte des Winters. Was vermeintlich tot ist, ist eigentlich Schutz und Lebensraum.
Es gibt auch Trauernde, die zügig nach dem Tod eines nahestehenden Menschen aufräumen: Weg mit den Sachen des Verstorbenen. Ordnung schaffen, entsorgen, zur Tagesordnung übergehen. Manchmal jedoch bleibt dabei ihre Seele zurück. Sie ist noch nicht so weit, bräuchte eigentlich den Schutz des Vertrauten, der Dinge, die der Verstorbene hinterlassen hat, auch wenn ihr Anblick schmerzt.
Dann ist es Zeit innezuhalten. Die (vermeintlich) unerträgliche Unordnung, die dieser Tod hinterlassen hat, wahrzunehmen, zu sehen und anzuerkennen. Denn der Verlust, den du erlitten hast, ist nicht ein weiterer Punkt auf der Tagesordnung, der erledigt werden/durchlitten werden muss. Er ist eine Zäsur im Leben. Deine Seele braucht Zeit, damit zurecht zu kommen. Lass sie ihr, sie wird es dir danken.
Achte auf dich.
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