Manchmal kommt der Tod überraschend, manchmal kündigt er sich an. Zum Beispiel durch schwere Krankheit oder hohes Alter. Doch egal wie, ein guter Abschied ist meist möglich. Zu diesem möchte ich dich heute ermuntern.
Für einen guten Abschied braucht es nach meiner Erfahrung Zeit. Zeit zu realisieren, dass der Mensch, der gerade noch atmete, jetzt tot ist. Zeit, ihn nochmal zu berühren. Zeit, vielleicht noch etwas bei ihm zu sitzen. Stattdessen wird oftmals der oder die Tote schnell durch einen Bestatter abgeholt. Teilweise sogar mit einem Auto, was von außen kaum noch erkennen lässt, dass darin ein Verstorbener weggebracht wird.
Viele wissen nicht, dass zwar geregelt ist, dass Tote unverzüglich von einem Bestatter abzuholen sind, es aber eine Frist von mindestens 24 Stunden gibt, die dir bleibt. In den meisten Bundesländern sind es sogar 36 Stunden. In dieser Zeit kann der Verstorbene – unabhängig von einer späteren Aufbahrung in den Räumen des Bestatters – offen aufgebahrt werden. Diese Zeit kannst du für dich nutzen, um den Tod für dich begreifbar zu machen. Und keine Angst – es gibt kein „Leichengift“. Das ist nur ein Ammenmärchen.
Du hast genügend Zeit
Wenn ein dir nahestehender Mensch gestorben ist, überschlagen sich manchmal die Ereignisse. Du stehst womöglich noch unter Schock, weil du – aus welchen Gründen auch immer – nicht mit diesem Verlust gerechnet hast. Plötzlich steht der Bestatter im Haus und nimmt den Toten mit. Daneben sind noch alle möglichen Formalitäten zu klären: Wie der Sarg aussehen soll, ob es eine Aufbahrung geben soll, wie die Beerdigung ablaufen soll. Fragen über Fragen, bei denen dir schnell alles im Kopf schwirrt.
Doch es geht auch anders. Es muss nichts ganz schnell gehen. Wenn nicht gerade Gefahr in Verzug ist oder ein Verbrechen vorliegt, hast du mehr Zeit, als du vielleicht denkst. Wenn jemand zu Hause verstirbt, müssen diese in den meisten Bundesländern innerhalb von 36 Stunden abgeholt werden. In Sachsen gilt eine Frist von 24 Stunden. Diese Zeit hast du auf jeden Fall, in der der Verstorbene noch im Haus verbleiben kann.
Auch wenn ein Angehöriger im Krankenhaus verstirbt, gibt es die Möglichkeit, ihn noch einmal nach Hause zu holen. Hier, in seiner vertrauten Umgebung, hast du ebenfalls Zeit, dich damit auseinanderzusetzen, dass ein dir nahestehender Mensch verstorben ist. Du kannst ihn anfassen, bei ihm sitzen. Oder Nachbarn, Freunde und Verwandte einladen, sich zu verabschieden. Ein guter Bestatter wird dich bei der Umsetzung deiner Wünsche gern unterstützen.
Lass dich nicht drängen
Noch vor 40 Jahren war es üblich, dass Verstorbene zu Hause aufgebahrt wurden. Eine Heimbürgin kam ins Haus, wusch den Toten und machte ihn zurecht. Familienangehörige, Freunde und Nachbarn bekamen danach die Möglichkeit, direkt vor Ort Abschied zu nehmen. Von Hektik war dabei nichts zu spüren. Stattdessen ging es ruhig und beschaulich zu. Der Verstorbene wurde gewürdigt. Alle, die wollten, konnten Anteil an diesem Tod nehmen.
Heute ist das Sterben meist ausgelagert. Die meisten Menschen sterben im Krankenhaus, obwohl sie sich dies lieber zu Hause in den vertrauten vier Wänden wünschen. Ähnlich ist es mit der Abschiednahme. Wenn überhaupt, findet sie meist in den Räumlichkeiten des Bestatters statt. Oft nehmen daran nur die engsten Familienmitglieder teil. Manchmal wird den Angehörigen ganz von einer offenen Aufbahrung abgeraten und empfohlen, die Verstorbenen so in Erinnerung zu behalten, wie man sie gekannt hat.
Ich habe Angehörige getroffen, die – gerade auch in der Coronazeit – keine wirkliche Möglichkeit dazu bekamen, den Tod eines geliebten Menschen überhaupt begreifen zu können. Sie bekamen teilweise nur die Information, dass zum Beispiel ihr Partner verstorben ist. Weder sahen sie den Leichnam, noch konnten sie ihn berühren oder gar bei ihm sitzen.
So blieb der Tod für sie etwas Abstraktes, Unfassbares. Partner oder Eltern wurden ins Krankenhaus gebracht und waren dann plötzlich weg. Das nächste, was sie erreichte, waren Informationen über die Verschlechterung des Zustandes und den Tod dieses Menschen, der doch gerade noch völlig gesund gewesen war. Das führte dazu, dass manch einer gar daran zweifelte, ob dieser Mensch tatsächlich tot war. Durch all diese Umstände wurden Trauerprozesse extrem erschwert.
Ein guter Abschied ist selbst gestaltet
Ein guter Abschied sollte dir stattdessen die Möglichkeit geben, den Tod des Verstorbenen mit so vielen Sinnen wie möglich erfassen zu können. Gerade das Berühren eines Toten kann dir ins Bewusstsein bringen, dass er kalt ist, dass das Leben gewichen ist. Wenn du möchtest, kannst du ein Fenster öffnen, damit die Seele des Verstorbenen hinausfliegen kann. Du kannst auch bei ihm sitzen. Vielleicht magst du ihm noch etwas sagen, etwas vorlesen. Vielleicht fühlt es sich für dich aber auch gut an, einfach nur mit ihm zu schweigen.
Wie bereits oben dargestellt, hast du einige Stunden Zeit, bevor ein Bestatter ihn abholen muss. Du kannst auch mit dem Bestatter beraten, was sich jetzt für dich richtig anfühlt. Es gibt auch die Möglichkeit, dass Angehörige den Bestatter beim Waschen und Ankleiden des Toten unterstützen. Auch das Bemalen von Särgen oder eine offene Aufbahrung beim Bestatter können beim Abschied helfen. Ein einfühlsamer Bestatter wird auf deine Wünsche Rücksicht nehmen und dich bei ihrer Umsetzung unterstützen.
Damit du im Fall der Fälle nicht in Panik gerätst, empfehle ich dir, bereits im Vorfeld mit verschiedenen Bestattern in deiner Nähe Kontakt aufzunehmen. Dabei kannst du schauen, wer am besten auf deine Bedürfnisse eingeht. Gute Bestatter können dir dann auch Vorschläge machen, die sich für dich gut und richtig anfühlen.
Achte auf dich.
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