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  • AutorenbildAntje Przyborowski

Es ist dein Weg

Die Zeit des unerfüllten Kinderwunsches ist oftmals steinig und schwer. Und so individuell wie du selbst. Deshalb bringt es nichts, wenn du versuchst, Ratschläge anderer Menschen, die bereits erfolgreich Kinder bekommen oder ihren Kinderwunsch abgeschlossen haben, einfach zu übernehmen. Denn „den“ Weg zum Kind gibt es nicht. Ratschläge können Möglichkeiten aufzeigen, aber auch „Schläge“ sein, bei denen du den Eindruck gewinnst, dass du nicht in Ordnung bist, so wie du deinen Weg gehst.


Du kannst deinen Weg durch die Kinderwunschzeit nur auf deine Art und Weise gehen. Dazu gehört auch dein eigenes Tempo. Ob andere schneller unterwegs sind, ist egal. Die Kinderwunschzeit ist keine Zeit oder Leistung, die absolviert werden muss. Gerade die allgegenwärtige Trauer in der Kinderwunschzeit ist ein Gefühl, das geachtet und durchgearbeitet werden möchte.


Auch ob die Schritte, die du geht, groß oder klein sind, bleibt dir überlassen. Du kannst nur die Schritte machen, für die du Kraft hast. Geh in deinem Tempo mit deinen Schritten. Gern auch mit Begleitung, aber du bestimmst, wohin und wie schnell. Denn nur du kannst deinen Weg gehen. Er muss für niemanden außer dich passen. Ob andere deinen Weg für einen Um- oder Irrweg halten, spielt dabei überhaupt keine Rolle.




Es ist dein Weg


Wie oft hast du schon in diesen oder jenen Lebenslagen von anderen Menschen Ratschläge erhalten: Tue dies und es wird dir besser gehen. Mach es lieber so, das funktioniert auf jeden Fall. In der Kinderwunschzeit ist das nicht anders. Wenn deine Mitmenschen deinen erfolglosen Bemühungen um ein Kind nicht gerade hilflos gegenüberstehen, geben sie dir gern Ratschläge, wie du dies oder jenes tun sollst, damit es endlich klappt.


Es ist schon erstaunlich, was gerade in der Kinderwunschzeit an Ratschlägen auf dich einprasseln kann: „Iss nur noch dieses oder jenes, auf gar keinen Fall etwas anderes.“ „Fahr in den Urlaub, dann wird das schon.“ „Du musst nur lang genug warten.“ „Da bleibt nur eine künstliche Befruchtung, je eher, desto besser.“ „Lass den ganzen medizinischen Kram und adoptiere lieber. Es gibt so viele Kinder, die ein schönes Zuhause brauchen.“ Bestimmt fallen dir noch mehr ein.


Doch nur weil bei deiner Freundin dieses oder jenes funktioniert hat, um schwanger zu werden, muss das nicht auch bei dir der Fall sein. Auch Dinge, die bei deiner Nachbarin funktioniert haben, müssen dir nicht helfen. Denn dein Kinderwunsch ist persönlich, er betrifft dich und eventuell noch deinen Partner. Deshalb kann auch dein Kinderwunschweg nur dein persönlicher sein. Vielleicht wird auch der eine oder andere Irrweg dabei sein. Manch eine muss für sich den „Umweg“ über die künstlichen Befruchtungen gehen, bevor sie vielleicht eine Adoption oder Pflegschaft in Betracht zieht.


Wichtig erscheint mir, dass du dabei immer schaust, was dir außerhalb des Kinderwunsches guttut. Wenn es dir hilft, jeden Tag im Wald spazieren zu gehen, dann tue es. Wenn du dabei jedoch immer an einem Kinderspielplatz vorbeimusst und dich das jedes Mal aus dem Gleichgewicht wirft, dann schaue, ob es dir besser tut, im Moment einen anderen Weg zu gehen, um den Anblick zu vermeiden. Vielleicht wird es später wieder gehen, doch dann kannst du immer noch neu entscheiden.



Gehe deinen Kinderwunschweg in deinem eigenen Tempo


Genauso wie dein Kinderwunschweg individuell ist, so ist es auch mit dem Tempo. Die eine braucht mehr Zeit, die andere weniger. Manch eine probiert erst in Ruhe alle alternativen Methoden aus, bevor sie eventuell bereit für medizinische Lösungen ist. Andere gehen sofort den medizinischen Weg und schöpfen zügig alle Möglichkeiten aus. Auch die Entscheidung darüber, ob und wann du überhaupt medizinische Unterstützung möchtest, sollte bei dir bleiben.


Lass dich bitte in dieser Zeit auch nicht von der „biologischen Uhr“ verrückt machen. Natürlich ist sie da. Irgendwann sind Frauen biologische Grenzen des Schwangerwerdens gesetzt. Sicher sinken die Chancen auf eine Schwangerschaft mit zunehmendem Alter. Doch Druck, der durch das Symbol einer tickenden Uhr im Hintergrund erzeugt wird, ist das, was du gerade überhaupt nicht gebrauchen kannst.


Die Zeit des unerfüllten Kinderwunsches ist nämlich auch eine Erfahrungszeit. Du erfährst, dass du einige Dinge in deinem Leben nicht erzwingen kannst. Du wirst schwanger – oder auch nicht. Du kannst auf natürlichem Weg schwanger werden – oder auch nicht. Bei dir funktioniert die künstliche Befruchtung – oder auch nicht. Dein Weg zu Kindern führt über Adoption oder Pflegschaft oder du bleibt lieber kinderlos.


Diese Erfahrungszeit ist auch eine Zeit großer Verunsicherung. Gerade wenn du in deinem Leben bisher alles erreicht hast, was du wolltest, kann diese Erfahrung dich aus deinem Gleichgewicht werfen. Gerade deshalb solltest du dir die Zeit nehmen, die du brauchst, um gut da durch zu kommen und das unabhängig von den Ratschlägen Außenstehender. Denn letztendlich ist es dein Leben und dein Körper, der mit allen eventuellen medizinischen Maßnahmen zurecht kommen muss.



Entscheide selbst über die Schritte, die du gehst


Gerade wenn dein unerfüllter Kinderwunsch über Jahre anhält, geben dir deine Mitmenschen vielleicht zu verstehen, dass du es besser sein lassen und auf Kinder verzichten solltest. Schließlich gebe es ja noch viele andere Dinge, um die du dich kümmern könntest. Oder dass du jetzt endlich den medizinischen Weg intensiver angehen solltest.


Solche Worte können verletzend und abwertend sein. Sie unterstellen, dass es einen Regelweg gibt, der zu absolvieren ist. Und dass du so, wie du unterwegs bist, nicht in Ordnung bist. Doch das stimmt so nicht. Gerade beim Kinderwunsch ist Trauer so präsent – mit jeder Regelblutung, jedem schlechten medizinischen Befund, jedem „Negativ“ nach einer künstlichen Befruchtung, jeder Fehlgeburt. Diese Trauer benötigt Zeit und Raum.


Ich wünsche dir deshalb, dass du dir die Zeit nimmst, die du für die einzelnen Schritte brauchst. Lass dich bitte auch nicht von deinem Partner oder Ärzten drängen. Es ist dein Körper, der eventuelle hormonelle Stimulationen über sich ergehen lassen muss, nicht ihrer. Lass dir die Entscheidungen über das, was du tust und was du tun möchtest, bitte nicht aus der Hand nehmen.


Bei jeder Maßnahme, egal welcher, solltest du zu 100% dahinterstehen und sie nicht nur jemand anderem zuliebe tun. Manchmal geht dieser Druck nicht (nur) von Ärzten oder vom Partner aus, sondern – teilweise unterschwellig – auch von Eltern oder Schwiegereltern, die sehnsüchtig auf ein Enkelkind warten. Gerade diesem Druck standzuhalten, kann sehr schwierig sein, bleiben wir doch zeitlebens die Kinder unserer Eltern, selbst wenn wir längst erwachsen sind.



Achte auf dich.

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