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  • AutorenbildAntje Przyborowski

Welches Problem soll dein Wunschkind lösen?

Meine Frage mag vielleicht provokativ klingen, doch oft ist sie nicht von der Hand zu weisen. Wir alle haben unsere Gründe, warum wir uns Kinder wünschen. Diese Gründe haben stets etwas mit uns selbst zu tun. Für den einen gehören zu einer vollständigen Familie Kinder. Ohne sie fehlt ihm etwas. Manch einer wünschte sich vielleicht sogar schon immer eine eigene Fußballmannschaft zu Hause. Andere möchten gern etwas hinterlassen, wenn sie von dieser Erde gehen.


Doch oft verstecken sich hinter diesen offensichtlichen Wünschen auch andere Motive. Vielleicht soll das Kind euch mehr zusammenschweißen oder gar vorhandene Risse in eurer Beziehung kitten. Vielleicht würdest du gern deinen Job wechseln, möchtest aber warten, bis dein Kind da ist, da du dich dann sowieso beruflich neu orientieren musst. Manch anderer hofft auf Anerkennung von den Schwiegereltern, wenn endlich der ersehnte Nachwuchs da ist. Auch die Abgrenzung von Eltern oder Schwiegereltern kann ein Thema sein.


Doch egal welche Motive du für deinen Kinderwunsch hast: Kein Kind kann irgendein Problem lösen. Im Gegenteil. Oft verstärken sich durch Kinder die bereits vorhandenen Probleme und treten dann offen zu Tage. Deshalb kann ich nur empfehlen, dir dieser versteckten Motive bewusst zu werden und diese vorher zu lösen. Damit machst du es nicht nur leichter für dich, sondern auch für dein Wunschkind.




Gründe für den eigenen Kinderwunsch


Auf einmal ist er da: der Wunsch nach dem eigenen Kind. Vielleicht hast du ihn bereits seit deiner Kindheit. Du sahst dich schon damals mit ein oder zwei oder vielleicht gar einer ganzen Schar Kinder um dich herum. Wie ihr gemeinsam spielt, du im Alltag für deinen Nachwuchs sorgst, ihr zusammen im Sand Burgen baut oder du deinen Kindern zeigst, wie man auf Bäume klettert. Für dich gehörten Kinder einfach immer zu deinem künftigen Leben dazu.


Aber vielleicht war das auch ganz anders. Womöglich spielte der Kinderwunsch zunächst gar keine Rolle für dich. Eventuell hast du Kinder auch eher als abschreckend erlebt (auch das gibt es) und meintest, ganz gut ohne sie klar zu kommen. Doch irgendwann stellte er sich dann trotzdem ein, der Wunsch nach dem eigenen Kind. Sei es, weil du älter und reifer wurdest oder weil du endlich den Partner gefunden hast, mit dem du dir vorstellen kannst eine Familie zu gründen, zu der auch Kinder gehören.


Regelmäßig spielen hier unsere eigenen Kindheitserfahrungen und -wünsche eine große Rolle. Gerade wer Kinder und Familie als bereichernd erlebt hat, wünscht sich dies für sich selbst oft auch. Als Wiederholung dessen, was in der Kindheit schön für ihn war. Für wen Geschwister eher abschreckend waren, der hält sich zunächst vielleicht zurück. Eventuell möchtest du auch Dinge, die in deiner Kindheit nicht so toll waren, bei deinen Kindern besser machen.


An dieser Aufzählung kannst du merken, dass sich unter die Gründe für Kinder schnell andere Motive mischen: Es besser machen. Oder völlig anders erziehen als die eigenen Eltern. Das ist auch überhaupt nicht schlimm. Schwierig wird es nur, wenn dein Kind stellvertretend für dich deine Probleme lösen soll. Denn das kann es nicht. Im Gegenteil, es ist auf deine bedingungslose Liebe angewiesen, deine Fürsorge, deine Geduld – auch dann, wenn du wegen Schlafmangels gerade völlig auf dem Zahnfleisch gehst.



Die versteckten Motive


Es gibt noch viele weitere Gründe, die sich mit dem Kinderwunsch vermengen und damit den Druck auf dich erhöhen können, „endlich“ schwanger zu werden. Das können zum Beispiel Beziehungswünsche sein. Vielleicht wünschst du dir, dass mit eurem gemeinsamen Kind eine tiefere Verbindung zu deinem Partner entsteht, weil es dann etwas „Gemeinsames“ gibt: das Kind als sichtbares Abbild eurer Liebe. Ein Kind ist viel präsenter als zum Beispiel ein Ehering.


Eventuell hast du auch das Gefühl, dass eure gemeinsame Beziehung Risse bekommen hat und ihr euch auseinandergelebt habt. Dann versteckt sich hinter dem Kinderwunsch vielleicht unterschwellig der Wunsch nach einer Besinnung auf das, was euch damals zusammengeführt hat. Oder dein Partner ist viel unterwegs und du hoffst auf mehr Gemeinsamkeit oder dass du nicht mehr so allein bist zu Hause.


Manchmal stecken auch aufgeschobene Wünsche dahinter. Vielleicht macht dich dein Job nicht glücklich, stresst dich, aber du magst jetzt nicht wechseln. Denn wenn du dann schwanger würdest, wäre das nicht schön für dich und deinen neuen Arbeitgeber, weil du dann gleich wieder weg wärst. Also hältst du durch, arbeitest weiter, denn bald wird ja alles anders.


Oder du wünschst dir eine bessere Beziehung zu deinen Eltern oder Schwiegereltern, die regelmäßig nachfragen, wie es denn nun endlich mit dem Nachwuchs aussieht. Sie würden ja schon ewig darauf warten, dass sie endlich ihren Freunden, Nachbarn, Bekannten etc. ihre Enkel präsentieren können. Du wünschst dir ihre Anerkennung, damit sie endlich zufrieden mit dir sind. Du merkst vielleicht schon, das klingt nach viel Druck und jeder Menge Stress.


Es gibt noch viele, viele andere verdeckte Wünsche, die deinen Kinderwunsch mit beeinflussen und es damit noch schwerer für dich machen können: ein Umzug, neue Freunde, ein Haus; aber auch keine lästigen Fragen mehr von Außenstehenden, der Wunsch nach Anerkennung, die eigene Bestätigung usw. Du hoffst, dass sich mit einer Schwangerschaft und einem Kind diese Wünsche erfüllen und Probleme in Luft auflösen.



Was soll sich ändern?


Doch leider wird das im Regelfall nicht so funktionieren. Unabhängig davon, dass ein Kind, wie bereits oben beschrieben, dich viel, viel Kraft kostet und eine Belastung für all deine Beziehungen, egal ob Partner, Eltern oder sonstiges Umfeld sein kann. Probleme haben die Angewohnheit zu bleiben oder gar noch größer zu werden, wenn wir sie nicht lösen. Außerdem erhöhen diese nicht gelösten Wünsche und Probleme den Druck auf dich, dass es mit Schwangerschaft und Kind klappt. Und Druck ist das, was du derzeit überhaupt nicht gebrauchen kannst.


Ich möchte dich deshalb heute einladen, dir deiner versteckten Wünsche hinter dem Kinderwunsch bewusst zu werden. Nimm dir Zettel und Stift und notiere dir, was anders sein wird, wenn euer Kind da ist: Job, Alltag, Beziehung, Freundschaften. Schreibe alles, was dir dazu einfällt, so genau wie möglich auf, auch wenn es zunächst vielleicht selbstverständlich oder völlig abstrus klingt.


Schau jetzt, welche dieser Veränderungen du jetzt schon umsetzen kannst. Das kann ein Umzug in eine größere Wohnung sein. Oder doch ein Jobwechsel, bei dem du gegenüber deinem neuen Arbeitgeber deinen Kinderwunsch offenlegst. Genauso kannst du schauen, wo in eurer Beziehung vielleicht etwas nicht stimmt und das gemeinsam mit deinem Partner aus dem Weg räumen.


Es kann auch helfen sich vorzustellen, dass das Problem die nächsten fünf Jahre bestehen bleibt. Wie geht es dir dann damit? Willst du das so lange „durchhalten“ in der Hoffnung, dass es sich von selbst erledigt? Was ist, wenn das Problem größer wird, zum Beispiel die Risse in deiner Beziehung, weil dein Partner eben nicht daran arbeiten will? Wie groß darf es werden, bevor du die Reißleine ziehst?


Immer wieder findet sich auch der Wunsch, mit dem Kind etwas aus deiner eigenen Kindheit zu heilen. Da ist dann jemand, der dich versteht, der immer für dich da ist, der dich lieb hat, der dich nicht verlässt. Dieser Auftrag ist eine sehr schwere Hypothek für ein Kind. Kein Kind kann das leisten. Um deine Heilung kannst nur du dich kümmern. Du kannst dir hierfür professionelle Unterstützung holen. Gern begleite ich dich auf deinem Weg.


In dem du all diese Wünsche und Probleme aufdeckst, machst du es nicht nur leichter für dich, sondern auch für dein Wunschkind. Es kann dann seinen Weg in deine Welt unbeschwerter angehen. Ich wünsche dir alles Gute dabei.


Achte auf dich.

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